Wein und Gesang

Stimmungsvolle Weinverkostung im „Ipf-Löchle“ - Christian Escher, Jungwinzer des Jahres 2015, hat eloquent aus dem Nähkästchen geplaudert.

Ein Hauch von Besenwirtschaft hat durchs „Ipf-Löchle“ im Bopfinger Rathaus geweht. Geladen zur Weinverkostung hatte das Bücher- und Handelsregal Bopfingen in Zusammenarbeit mit dem Gasthaus „Rössle“ aus Kerkingen sowie Deutschlands Vizejungwinzer des Jahres 2015, Christian Escher, der das gleichnamige Weingut in dritter Generation führt.

Mit acht Jahren bekam Christian Escher von seinem Opa einen eigenen Wingert, also Weinberg, geschenkt, den er selbst mit Reben bepflanzte. Während es andere Kinder ins Freibad zog, ging Escher mit seinem Opa in seinen Weinberg, um die Reben zu hegen und zu pflegen. „Die Rebstöcke sind das Kapital eines Weinguts. Und durch dieses Geschenk wurde mir mein Traumberuf praktisch in die Wiege gelegt. Wir jungen Winzer bewahren bewusst alte Traditionen, die wir sorgsam weiterentwickeln“, erklärte er den aktuellen Trend der deutschen Winzer. „Während früher Butter-und-Brot-Weine verbreitet waren, legt man mittlerweile mehr Wert auf die Veredelung. Und mit Riesling, Trollinger oder Spätburgunder haben wir durchaus gute Rebsorten, um die uns viele beneiden.“

Nachhaltiger Anbau ist sehr arbeitsintensiv

Durch regulierenden Rebschnitt reduzierte er den Weinertrag von früher 40 Tonnen auf 6 bis 17 Tonnen pro Hektar. Zusätzlich wird auf synthetische Düngung verzichtet. Stattdessen wird organischer Dünger benutzt und durch biodynamische Anbauformen und viel Handarbeit wie Laubschnitt und zwischen den Reben wachsende Kräuter und Gräser wie Luzerne versucht, ein biologisches Gleichgewicht zu schaffen. Sehr arbeitsintensiv, aber auch sehr nachhaltig. Bei Dauerkulturen wie Wein ein nicht unwichtiger Faktor.

Besonders stolz ist er auf seine Vielzahl alter Reben, die durch tiefere Wurzeln in der Lage sind, dem Boden mehr Nährstoffe zu entziehen und so ein intensiveres Aroma zu entwickeln. Gleiches gilt für seinen Zweigelt, der in Deutschland nur auf sechs Hektar angebaut wird – der Großteil von ihm.

Durch viele Plaudereien aus seinem Nähkästchen gab der Jungwinzer sein Fachwissen weiter. Getreu dem Motto einer guten alten Besenwirtschaft gab es Deftiges wie Schmalzbrot, Zwiebelkuchen und eine Schlachtplatte zu den edlen Weinen. In den Augen Christian Eschers kein Ausschluss. „Im Besen wurde und wird auch deftig gegessen und Wein dazu getrunken.“ Und so wurde zur Schlachtplatte ein 2015 Trollinger Alte Rebe kredenzt.

Neben Christian Escher konnten die Besucher auch die Dienste von „Assistant Sommelier WSET Level II“ Ronald Kenney in Anspruch nehmen, der ganz aktuell seine Ausbildung mit Auszeichnung abschließen konnte. Mit Thomas Botschek und spontan Andreas Schieber verwandelten zwei Vollblutmusiker das Ipflöchle in eine Gesangshalle.

Quelle: © Schwäbische Zeitung 24.10.2016 | jubl