Mechtild Borrmann, Jahrgang 1960, verbrachte ihre Kindheit und Jugend am Niederrhein. Bevor sie sich dem Schreiben von Kriminalromanen widmete, war sie u.a. als Tanz- und Theaterpädagogin und Gastronomin tätig. Mit „Wer das Schweigen bricht“ schrieb sie einen Bestseller, der mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet wurde und wochenlang auf der KrimiZeit-Bestenliste zu finden war. Für den "Geiger" wurde Mechtild Borrmann als erste deutsche Autorin mit dem renommierten französischen Publikumspreis "Grand Prix des Lectrices" der Zeitschrift Elle ausgezeichnet. 2015 wurde sie mit "Die andere Hälfte der Hoffnung" für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Mechtild Borrmann lebt als freie Schriftstellerin in Bielefeld.
Während des Hungerwinters 1947 lebt die Agnes Dietz mit ihren Kindern Hanno und Wiebke im Raum eines zerbombten Hauses. Sie schlagen sich mit den Näharbeiten der Mutter, Schwarzmarktgeschäften Hannos und Holzsammeln in den Trümmern durch. Oft reicht es nicht für das Nötigste. Als sie beim Holzsammeln sind entdeckt Hanno die Leiche einer nackten Frau in einem Keller und draußen findet Wiebke einen kleinen etwa dreijährigen Jungen, der nicht spricht. Sie nehmen ihn mit nach Hause und bald gehört Joost, wie sie ihn nennen zur Familie. Jahrzehnte später versucht Joost herauszufinden woher er kommt.
Gleichzeitig 1945 /47 wird das Schicksal der Familie Anquist erzählt, die in der Uckermark auf einem Gut leben und von dort durch die Sowjets vertrieben werden. Sie machen sich auf nach Spanien.
1993 versucht Anna Meerbaum mehr über ihre Familiengeschichte zu erfahren, da ihre Mutter aus der Kriegszeit nie etwas erzählt. Das einzige was sie weiß ist, dass die Mutter auf Gut Anquist aufgewachsen ist und von dort fliehen musste. So trifft sie auf Joost.
Mechtild Borrmann hat sehr gründlich für diesen Roman recherchiert. Grundlage hierfür sind die sogenannten Trümmermorde, die es 1947 tatsächlich in Hamburg gab. Es wurden vier nackte Leichen innerhalb einiger Wochen gefunden. 50000 Plakate sollten helfen die Toten zu identifizieren. Weder die Identität der Toten konnte geklärt werden, noch die Morde gelöst. Mechtild Borrmann erzählt ihrer Geschichte um dieses Ereignis und versucht den Toten einen Identität zu geben.
Die Charaktere sind wundervoll ausgearbeitet und ziehen den Leser in ihre Geschichte hinein. Sie beschreibt die damalige Zeit so intensiv und realistisch, dass man beim Lesen mitfriert und mithungert.
Durch die drei Handlungsstränge baut sich Spannung auf. Eine Geschichte um Krieg, Schuld und Schweigen mit realistischen und bewegenden Szenen. Absolut lesenswert.
Mechtild Borrmann trifft den Leser ins Herz.