Erotischer Literatursalon in Bopfingen

Im Bopfinger „Bücherregal“ gibt es einen feinen Literatursalon wie vor einigen hundert Jahren, als vor allem wohlhabende und gebildete Frauen, oft adeliger Herkunft, sich als Gastgeberinnen betätigten. In dieser Eigenschaft wurden sie Salonnière genannt. Im „Bücherregal“ sind Christiane Köhn-Ladenburger, Marianne Onysko, Brigitte Ulbrich und Brigitte Nölke die Salonnièren.

Bei erotischen Literatursalon „Mr. Grey bleibt draußen“ ist der Laden voll gewesen. Abgesehen von einem verirrten Herrn, der versucht, möglichst nicht aufzufallen und dem Sommelier Ronald Kenney, der für den Weinausschank gebraucht wird, sind nur Frauen gekommen. Das Thema ist offenbar reizvoll.

Italienische Häppchen, Wein und Schampus werden gereicht, alles aus dem „Handelsregal“. Und dann gibt es schriftlichen Schweinkram. In jeder Spielart. „Mr. Grey bleibt draußen“, heißt das Thema. Es stellt sich heraus, dass es gut ist, dass Mr. Grey, also (fast) alle Männer, daheim geblieben sind. Da lässt sich freier lachen. Die Frauen sind aufgekratzt, giggeln von Anfang an und erkennen sich wieder. Die vier Buchfachfrauen haben sich vorbereitet, Schlüpfriges und Unanständiges, Erotisches und Pornografisches gelesen, sortiert, besprochen, empfohlen und verworfen. Jetzt versuchen sie, es anständig rüber zu bringen.

Es gibt ja noch viel mehr, als die Bücher, um die ein Hype gemacht wird, wie „Fifty Shades of Grey“ oder „Feuchtgebiete“. Aber wie liest man erotische oder gar richtig schlüpfrige Texte vor?

Das ist nicht ganz einfach. Da werden nicht nur die Hände feucht. Mit einer ordentlichen Portion Ironie ist frau dann eher amüsiert als geschockt ob der freizügigen Ausdrucksweise. Von britisch unterkühlter Erotik, mit feinsinnigem Humor im Buch von Alan Bennett, „Schweinskram“, über ein ganze scharfes Buch („Chili con Carne“ von Polly Äthylen und Peer Rouge) ein Band mit Telefonsex (Nicholson Baker: „Vox“), bis hin zur deftig-saftigen Geschichte von Sophie Andresky, „Vögelfrei“, wird berichtet und teils auszugsweise gelesen.

Auch Goethe und Heine gehören zu erotischen Klassikern

Es gibt aber auch Klassiker. Goethes „Wahlverwandtschaften“ ist nur ein Beispiel. Seine Leidenschaft für Frauen, Essen, Sex und Schreiberei hat zum wundervollen Kochbuch „Goethes erotische Leibspeisen“ geführt. Paulo Coelho, der sein Buch „Elf Minuten“ genannt hat, denn das ist die durchschnittliche Zeit, die eine Prostituierte mit einem Freier verbringt, sind nur weitere Beispiele. Wer Gedichte mag, kommt an Heinrich Heine nicht vorbei. Er hat erotisch gereimt, ist aber damit in keinem Schulbuch vertreten.

Wenn von erotischen Büchern die Rede ist, darf Audrey Carlan nicht fehlen. Die „Calendar Girl“-Reihe ist legendär und hat nicht nur in den USA Furore gemacht. Nun folgt eine weitere Erotikthriller-Serie voll von Sex, Leidenschaft, Liebe und Nervenkitzel, die „Trinity“-Reihe. Drei Folgen sind bereits erschienen.

Je nach Vorlesestil kann auch der sachlichste Text zu Lachsalven hinreißen. Die Frauen haben eindeutig Spaß. Natürlich gibt es auch die ganz seriösen Klassiker wie das Kamasutra, das gerne zu Hochzeiten gekauft wird, auch zur Silberhochzeit als Geschenk. Oder als Geschenkkorb mit der Großpackung Kondomen zur Volljährigkeit.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, und aus diesem Literatur-Salon ist jede Frau inspiriert nach Hause gegangen.

Quelle: http://www.schwaebische.de | Artikel von Beate Eberstein